CHÃO (Landless)
Im Rahmen des Symposiums „Demokratie und Eigentum“
Samstag, 22. April um 20 Uhr
Pupille – Kino in der Uni
CHÃO (Landless)
Brasilien 2019, Regie: Camila Freitas, Buch: Camila Freitas, Marina Meliande, Kamera: Cris Lyra, Camila Freitas, Carol Matias, 110 min, por. OV mit engl. UT
In ihrem Debut CHÃO dokumentiert Camila Freitas vier Jahre lang das Leben einer Gruppe landloser Arbeiter*innen im brasilianischen Bundesstaat Goiás bei einer Besetzung von Agrarland: Es gehört einer Zuckerrohrfabrik im Konkurs, die Landbesetzer*innen kämpfen für eine Umverteilung.
CHÃO gibt Einblicke in ihren Alltag zwischen Bio-Landarbeit, politischem Aktivismus und Gesprächen über eine mögliche bessere Zukunft. Dabei taucht der Film einerseits in die Mikrostrukturen politischen Handelns vor Ort ein und zeigt zugleich die Abhängigkeiten der brasilianischen Landlosenbewegung (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra – MST) von der Politik, dem globalen Kapital und der Agrarindustrie.
Fertigstellung und Festivalstart des Films fielen in die Zeit, als der damalige Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, die Landlosen auf die Liste der Feinde der Nation setzten lies und Landbesitzer*innen aufforderte, diese mit Waffengewalt zu bekämpfen.
Eine Filmvorführung von Offenes Haus der Kulturen e.V. und Kinothek Asta Nielsen in Kooperation mit Pupille – Kino in der Uni.
Im Rahmen des Symposiums „Demokratie und Eigentum“, veranstaltet von Offenes Haus der Kulturen e.V., stiftung medico international, mehr als wählen e.V. und dem Institut für Sozialforschung im Rahmen des Netzwerks Paulskirche.
Hier finden Sie das Programm des Symposiums, das am 21. und 22. April im Studierendenhaus der Goethe-Universität stattfindet.
Pupille
Pupille e.V.
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Mertonstr. 26–28
60325 Frankfurt am Main
U4, U6, U7, Linie 32, 36, 50, 75 und Tram Linie 16 / Bockenheimer Warte
„Toi jamais“ – Kurze Filme über die Liebe
Im Rahmen vom 16. LICHTER Filmfest Frankfurt International
Sonntag, 23. April um 20 Uhr
Kino des Deutschen Filmmuseums
Liebe ist nicht zu fassen – trotz aller Versuche: Von Liebe berichten, erzählen, singen. Sie zeigen, wie im Film. Ein Kurzfilmprogramm versammelt entgleitende Enden, flüchtige Faszinosa, moments und lässt sie vor unseren Augen vorüberziehen.
Kuratiert von Karola Gramann, Heide Schlüpmann und Gunter Deller
Mit vielen selten zu sehenden Kopien in 16mm und Super 8 aus verschiedenen europäischen Archiven.
MOMENT
GB 1968, Dauer: 13 Min, Regie: Steven Dowskin, Format: 16mm
Mit Tina Fraser. Die kontinuierliche Aufnahme des Gesichts einer jungen Frau vor, während und nach einem Orgasmus. Eine Konzentration auf die subtilen Veränderungen im Gesicht – von einem objektiven zu einem subjektiven Blick und dann wieder zurück .... MOMENT zeigt nicht eine Frau allein/ für sich, sondern mit ihr als Person. (S.D.)
LIGHT MY FIRE
D 2013, Dauer: 7:46 Min, Regie: Gunter Deller, Format: Super 8, digitalisiert
Ein Teenagerpärchen trifft sich regelmäßig nach Schulschluss im Hinterhof des Filmemachers, ein Feuer wird entzündet, es kommt zum ersten Kuss. Blumenblüten, Blendung, Ernüchterung, ein Super 8-Poem. (G.D.)
LIEBEN
D 1980, Dauer: 3 Min, Regie: Tamara Gricić, Format: Super 8, Ohne Ton
Ich wollte immer einen Liebesfilm machen, der dem Gefühl des Liebemachens so nah wie möglich kommt. (T.G.)
THE KISS
USA 1896, Dauer: ca. 20 Sek, Regie: William Heise, Format: 16mm, Ohne Ton
Mehr als ein Jahr lang wurde der Film überall in den Vereinigten Staaten aufgeführt. Es wurde damit geworben, dass er „jedes Mal stürmischen Beifall auslöste“. Kritische Stimmen sahen in diesem Film etwas Amoralisches. Das Kino, damals noch eine Jahrmarktattraktion, hatte mit THE KISS seinen ersten Skandal. (Wikipedia)
THE COLOR OF LOVE
USA 1994, Dauer: 10 Min, Regie: Peggy Ahwesh, Format: 16mm
Found Footage: Ein Pornofilm aus den 1970er Jahren, der chemische Zerfall hat bereits die Bildränder zerfressen und treibt auf seine Weise Zensur. Die Zersetzung bringt aber auch ein eigenes Farbenspiel zutage und daran setzt Ahweshs Wiederaufnahme des Materials an. Durch ein optisches Verfahren farbiger und rhythmischer Verfremdung entsteht ein Eindruck, der sich dem voyeuristischen Blick verweigert. „Als Schlüsselfilm für Ahweshs Werk ist The Color of Love fast eine Rose Hobart für die 90er Jahre." (Amy Taubin)
KUSTOM CAR COMMANDOS
USA 1965, Dauer: 4 Min, Regie: Kenneth Anger, Format 16mm
Die Paris Sisters singen Dream Lover, ein junger Mann fährt zärtlich mit einer Puderquaste über den Lack seines gestylten Autos – custom car. „Wie er im Verhältnis zu seinem Gefährt in Szene gesetzt wird, zeigt die eindeutige Erotisierung des Automobils als Objekt der narzisstischen Identifikation mit Virilität; ebenso die schwer fassbare Rolle als verführerisch Aufmerksamkeit heischende mechanische Geliebte, knallig oder glitzernd herausgeputzt.“ (P. Adams Sitney)
LJUBAV
YU 1972, Dauer: 24 Min, Regie: Vlatko Gilić, Format: 35mm, digitalsiert
Eine Frau besucht ihren Mann auf einer Großbaustelle im Gebirge. Viele hundert Sprossen muss er herunterklettern und einen langen Weg hat sie zurückgelegt, bis sie sich endlich gegenüberstehen. Ihre Liebe zueinander drückt sich in den Gesten und Bewegungen aus. Sie deckt ihm eine improvisierte Festtafel.
ALL MY LIFE
USA 1966, Dauer: 3 Min, Regie: Bruce Baillie, Format: 16mm
Der Film besteht aus einer Einstellung. Die Kamera schwenkt nach links und streicht über einen verfallenen Zaun, der von einem Rosenbusch überwachsen ist. Ella Fitzgerald singt All My Life, begleitet von Teddy Wilson and seinem Orchester. Die Kamera schwenkt in den blauen Himmel, das Lied endet.
PICOROCCO
Chile&D 1997/2023, Dauer: 7:40 Min, Regie: Angelika Levi, Format: Super 8, digitalisiert
Austromegabalanus psittacus ist ein großer sessiler Hermaphrodit und Rankenflusskrebs in Chile. An der Oberseite gibt es eine von einem Operculum verschließbare Öffnung, an der die thoracalen Beine herausragen. Der Körper trägt gedämpfte Farben mit purpurnen und braunen Zeichnungen. (A.L.)
– URAUFFÜHRUNG –
SEXPARTY
D/NL 1987, Dauer: 10 Min, Regie: Angelika Levi, Super 8, live zugespielte Musik Angelika Levi
Vieles von dem, was die Frauen auf einer Party in der Punk- und Hausbesetzerinnenszene filmten, ging im Kodak Filmlabor „verloren“. SEXPARTY bleibt demnach unvollendet, ein Fragment, und als solches könnte man sagen, ein Zeugnis der Prekarität queerer Kultur. (Marc Siegel)
BIGGI
D 1986-87, Dauer: 9 Min, Regie: Regine Steenbock, 16mm, Ton
Biggi bei der Arbeit, während sie ihren Kundenservice ausführt […] die vorbereitenden und abschließenden Arbeitsschritte, das Verhalten des Kunden bei der Annäherung, schließlich das kurze Lächeln, wenn alles vorbei ist.
„Der Film steuert auf Alltäglichkeit zu, aber in einer Randzone der Gesellschaft, so diffus sie auch sein mag.“ (R.S.)
(Änderungen/ Ergänzungen möglich)
Alle Infos zum Programm und Online-Tickets über die Website von LICHTER Filmfest Frankfurt International
DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
Buslinie 46 (Museumsuferlinie) / Haltestelle Untermainbrücke
U1, U2, U3, U8 / Haltestelle Schweizer Platz
Straßenbahn 15, 16, 19 / Haltestelle Schweizer-/Gartenstraße
U4, U5 / Haltestelle Willy-Brandt-Platz
SEDMIKRÁSKY / TAUSENDSCHÖNCHEN / DAISIES
Dienstag, 30. Mai um 20.45 Uhr
Harmonie Kino
Tschechoslowakei 1966, 76 min, OmdU, neu restaurierte Fassung/DCP
Regie: Věra Chytilová | Buch: Věra Chytilová, Ester Krumbachová nach einer Idee von Věra Chytilová, Pavel Jurácek | Darsteller*innen: Ivana Karbanová, Jitka Cerhová, Marie Češková, Jiřina Myšková, Marcela Březinová, Julius Albert, Oldřich Hora, Jan Klusák, Josef Klusák, Jaromir Vomácka | Kamera: Jaroslav Kučera | Schnitt: Miroslav Hájek | Musik: Jiří Šust, Jiří Šlitr | Ton: Ladislav Hausdorf | Ausstattung: Karel Lier | Szenenbild: Frantisek Straka | Kostüm: Anna Berankova, Ester Krumbachová | Maske: Ladislav Bacílek | Produzent*innen: Ladislav Fikar, Bohumil Smída
Der Kultfilm TAUSENDSCHÖNCHEN ist ein wilder, frecher Bilderbogen angesiedelt im Prag der 1960er Jahre. Ein ebenso anarchischer wie feministischer, abendfüllender Experimentalfilm mit narrativen Elementen, der mit dem Ende des Prager Frühlings wieder aus den Kinos der Tschechoslowakei verbannt wurde. Marie I und Marie II haben sich „gegen die Welt verschworen“. Ihre Wohnung ist eine sich ständig wandelnde Kunstinstallation, ihr Leben gleicht einer Performance ausgesuchter Zuwiderhandlungen. Abseits der sozialistischen Mehrheitsgesellschaft führen die beiden jungen Frauen ein äußerst dekadentes Leben: Sie hängen am Moldaustrand herum, tingeln durch die Lokale, beklauen eine Klofrau und nehmen eine ganze Reihe alter (geiler) Herren aus, denn es gilt, eine schier unstillbare Fress- und Sauflust zu befriedigen. Die Geschichte endet in einer Orgie kreativer Zerstörungswut. Amos Vogel schrieb 1974 in Film as a Subversive Art: „Kein Werk aus dem Osten hat sich jemals weiter von der eintönigen Sterilität des sogenannten Sozialistischen Realismus entfernt. (sasch)
Filmeinführung: Sabine Schöbel, Filmwissenschaftlerin, Experimentalfilmerin und Mitglied der Kinothek Asta Nielsen
Wir widmen diese Aufführung von SEDMIKRÁSKY Pavla Frýdlová und Tatjana Turanskyj, zwei verstorbenen Filmfreundinnen, die wir mit diesem Film und seiner Regisseurin in Verbindung bringen und die wir sehr vermissen.
Am 7. Mai verstarb die Filmwissenschaftlerin und Mitgründerin des Vereins Gender Studies o.p.s. in Prag Pavla Frýdlová.
Als Dramaturgin bei den Barrandov Studios kannte sie Věra Chytilová noch persönlich. Bei dem Festival Aufbruch der Autorinnen 2015 und 2016 stellte sie dem Berliner Publikum deren Filme EIN SACK VOLL FLÖHE, VON ETWAS ANDEREM und FRÜCHTE PARADIESISCHER BÄUME vor. 2019 trug Pavla Frýdlová ihre historische Forschung zu KIWI (Kino Women International, 1987–1990) zu Remake. Frankfurter Frauen Film Tage bei.
Die 2021 verstorbene Filmemacherin, Aktivistin und Filmprofessorin Tatjana Turanskyj hat 2015 beim Festival Aufbruch der Autorinnen eine wunderbare, sehr persönliche Rede auf Chytilovás SEDMIKRÁSKY gehalten. Dieser Text ist hier nachzulesen.
Bei der Eröffnung der Erstausgabe von Remake. Frankfurter Frauen Film Tage 2018 hielt Tatjana Turanskyj eine solidarisch-kämpferische Rede anlässlich der Festivalneugründung.
©Cinemalovers
© Kinothek Asta Nielsen 2022 | Impressum